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Ein Plädoyer für Genausoberechtigung

Ein Plädoyer für Genausoberechtigung

Menschen neigen dazu, zu Begriffen und Worten ganz bestimmte Assoziationen zu entwickeln. Unter dem Eindruck der Verwendung, dem medialen und alltagssprachlichen Gebrauch entwickeln Begriffe und Wörter ihre ganz eigene Wahrnehmung. „Du Opfer“ z. B. ist bei Jugendlichen ein Schimpfwort, wenngleich das Wort ursprünglich eine Person beschreibt, die einen Schaden erlitten hat, bzw. im Religiösen für eine Gabe an eine Gottheit steht.

Unter der Prägung des Sprachgebrauchs leiden auch Begriffe, die es eigentlich zu schützen gilt. So ist zum Beispiel die inflationäre Verwendung des Wortes „Mobbing“ kritisch zu sehen. Gerade im Bereich Diskriminierung sind Wörter mit einer Skepsis konfrontiert, die zuweilen Ablehnung oder Reserviertheit  hervorruft.

Das „gleich“-Problem

Gleichberechtigung ist eine Selbstverständlichkeit. Im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes, dass es übrigens bereits seit dem Jahre 2006 in Deutschland gibt, sind Ungleichbehandlungen aufgrund von Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen, vgl. § 1 AGG. Niemand würde auf die Idee kommen und Behinderten oder Frauen Rechte absprechen zu wollen. Selbstverständlich sollten auch Menschen anderer Religion oder Herkunft Rechte haben. Die meisten Leute reiben sich aber an dem Wörtchen „gleich“.

Vielleicht ist es die Angst vor Gleichmacherei, vielleicht ist es der Wunsch, selbst besser oder anders zu sein. In jedem Fall stört der Begriff „gleich“. „Gleich“, das klingt für viele nach Uniformität, nach Einheitsbrei, nach Aufgabe der eigenen Identität. Und bei genauerer Betrachtung erscheint es geradezu absurd, dass man sich durch das eigene Geschlecht, die Herkunft oder Religionszugehörigkeit von der Masse abheben möchte, um individuell wahrgenommen zu werden.

„Genauso“ tut’s genauso

Streichen wir „gleich“, dieses verbrauchte und vorbelastete Wort doch besser aus dem Diskriminierungswortschatz und nehmen stattdessen „genauso“. Dann kann endlich inhaltlich debattiert werden, ob Behinderte genauso bei der Einstellung berücksichtigt werden oder Frauen genauso viel Gehalt bekommen sollten wie männliche Kollegen. Niemand bräuchte mehr zu fürchten, dass jemand anders es ihm gleich macht. In diesem Sinne sollte man sich für mehr Genausoberechtigung und Genausobehandlung einsetzen.